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Neurodermitis: Eine chronische Erkrankung im Überblick

Von der Diagnose bis zur Therapiemöglichkeit.

Neurodermitis: Eine chronische Erkrankung im Überblick

Dr. med. Alice Martin  07.08.2023

Der medizinische Ausdruck der Neurodermitis lautet „atopische Dermatitis” oder auch „atopisches Ekzem“ und gehört zum sogenannten “allergischen Formenkreis”. Dabei handelt es sich um allergischen Erkrankungen, bei denen eine hohe Allergieneigung vorliegt.
Dazu zählen:

Die Diagnose

Die atopische Dermatitis wird mit einer sogenannten Blickdiagnose festgestellt. Außerdem gibt es bestimmte diagnostische Kriterien, das heißt, eine bestimmte Anzahl von Symptomen muss gegeben sein, um die Diagnose stellen zu können. Hierbei wird zwischen Major- und Minorkriterien unterschieden.

Majorkriterien:

  1. Die Hautveränderung ist verbunden mit ausgeprägtem Juckreiz.
  2. Die Erkrankung hat einen chronischen Verlauf.
  3. Der Juckreiz tritt an den klassischen Prädilektionsstellen, wie Ellenbeugen und Kniekehlen auf (bei Erwachsenen) - bei Kindern kann der ganze Körper betroffen sein.
  4. Familienmitglieder bzw. Verwandte haben ebenfalls eine Erkrankung aus dem “allergischen Formenkreis” (siehe oben).

Minorkriterien:

  1. Milchschorf im Säuglingsalter (nicht zwingend bei jeder Neurodermitis)
  2. Xerosis cutis (trockene Haut)
  3. Bestimmte Blutparameter (IgE-Spiegel erhöht)
  4. Atopische Gesichtsblässe (Um die Nasen- und Mundpartie eine Gesichtsblässe)
  5. Ohrläppchenrhagarden (Risse bei den Ohrläppchen)
  6. Keratosis pilaris (auch bekannt als “Reibeisenhaut”)
  7. Demographismus albus (besondere Reaktion der Haut auf mechanische Reize)
  8. Weitere Auffälligkeiten, z.B. doppelte Augenlid-Unterfalte, Verdünnung der Augenbraue an der Außenseite usw.

Prinzipiell gelten die Majorkriterien als ausschlaggebend für die Diagnose. Die Minorkriterien sind dabei als Indizien für die Erkrankung der atopischen Dermatitis zu werten und sollten kontinuierlich beobachtet werden. Sie müssen nicht zwingend auftreten, die Wahrscheinlichkeit ist jedoch erhöht.

Woran erkennt man atopische Dermatitis (Neurodermitis)?

Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen kann die Neurodermitis nicht an einem einzelnen Blutwert ausgemacht werden und es ist stets ein Zusammenspiel unterschiedlicher Symptome.

Wie ist die Neurodermitis-Haut im Vergleich zur normalen Haut beschaffen?

Typische Symptome bei Patient*innen mit Neurodermitis bzw. der atopischen Dermatitis ist eine deutliche trockenere Haut als bei Menschen mit einer normalen Hautbeschaffenheit. Daraus resultiert in vielen Fällen auch starker Juckreiz. Das beruht auf Gendefekten, die für Schäden in der Hautbarriere verantwortlich sind. Dadurch verliert die Haut der Betroffenen Feuchtigkeit sowie Flüssigkeit, welche zu einer Chronifizierung führen.

Zudem ist die Haut von Neurodermitis-Patient*innen mit einer größeren Menge des Bakteriums Staphylococcus aureus besiedelt. Diese Ansiedlung stört das Immunsystem und triggert die Entzündungsreaktion der Haut, sodass sich die Krankheit zusätzlich verschlechtert. Dies bedeutet, dass es sich um einen Kreislauf handelt, der schubweise auftritt.

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Was zählt zum sogenannten allergischen Formenkreis?

a)
Neurodermitis, Schuppenflechte und Heuschnupfen
b)
Allergisches Asthma, Lippenherpes und Neurodermitis
c)
Heuschnupfen, Neurodermitis und allergisches Asthma

Wie kann die Neurodermitis-Haut therapiert werden?

Die Therapie variiert je nach Stadium der Neurodermitis. Hier wird zwischen einer chronischen und einer akuten Neurodermitis unterschieden. Letztere weist darauf hin, dass die Neurodermitis gerade “aufblüht” bzw. floride ist.

Die Neurodermitis ist eine Krankheit, die in Schüben verläuft und auch symptomfreie Phasen hat. Grundsätzlich handelt es sich bei der Neurodermitis um eine chronische Hauterkrankung (hält über einen längeren Zeitraum an) und bedarf einer lebenslangen Behandlung, auch wenn im Moment keine akuten Hautveränderungen sichtbar sind. Die psychische Belastung der Betroffenen ist häufig hoch.

Folgende Anwendungen sind bei akuten Schüben zu empfehlen:

  • Im Falle eines akuten Schubs, also einer akuten Entzündung der Haut, wird die betroffene Hautstelle lokal mit kortisonhaltigen Präparaten behandelt.
  • Gleichzeitig können Antihistaminika den Juckreiz lindern und eine Bestrahlung mit UVB-Strahlen kann die Störung des Immunsystems unterdrücken.
  • Vollbäder, denen eine geringe Menge an Natriumhypochlorit bzw. Bleichmittel beigemengt wird, können die Ekzeme positiv beeinträchtigen.
  • Tägliche Hautpflege ist wichtig: Die Haut sollte sorgfältig eingecremt werden, auch die nicht betroffenen Stellen.
  • Die Duschfrequenz ist auf 2-3 Mal pro Woche zu reduzieren. Dabei ist insbesondere das Eincremen nach dem Duschen nicht außen zu lassen.
  • Feuchte Umschläge können während der Schübe und bei starkem Juckreiz hilfreich sein.

Prinzipiell ist es ratsam bei chronischer Neurodermitis die Haut wie folgt zu pflegen:

  • Anwendung einer rückfettenden Creme, die sowohl in der Tiefe als auch an der Hautoberfläche für Feuchtigkeit sorgt und einen schützenden Fettfilm hinterlässt.
  • Auch hier ist eine Duschfrequenz von 2 bis dreimal wöchentlich ratsam.
  • Material der Kleidung oder Bettwäsche können den Zustand der Haut beeinflussen. Erfahre hier, welche Materialien für an atypischer Dermatitis erkrankter Haut geeignet sind.

Ebenfalls sollte man als Neurodermitis-Patient*in gezielt auf seine Ernährung achten. Bestimmte Lebensmittel mit allergieauslösenden Stoffen können atopische Erkrankungen begünstigen, beziehungsweise die Schübe vorantreiben. Vorschläge zur Ernährungsweise bei Neurodermitis haben wir Dir hier in unserem Artikel zusammengetragen.

Generell gilt: Bei einer konsequenten und langfristigen Therapie lässt sich die Neurodermitis erfolgreich ohne erneute Ausbrüche kontrollieren.

Der allergische Formenkreis

Die Neurodermitis ist eine Erkrankung des atopischen Formenkreises, d.h. es ist zu klären, ob weitere Allergien oder Begleiterkrankungen vorliegen. Zu diesen Erkrankungen können u.a. die allergische Rhinokonjunktivitis, also eine Gräser-/Pollenallergie, Asthma als auch Nahrungsunverträglichkeiten zählen. Hierbei sollte eine ausführliche allergologische Untersuchung erfolgen. Hierzu ist es gut zu wissen, dass in der Medizin in vier unterschiedliche Allergietypen eingeteilt wird: Typ I bis IV-Allergien.
Bei schwerer Neurodermitis sind Typ I-Allergien (die auch lebensbedrohlich verlaufen können) deutlich häufiger als andere allergische Reaktionen. Diese werden mittels sogenanntem “Prick-Test” diagnostiziert.

Dr. med. Alice Martin

Verfasst von Dr. med. Alice Martin

Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic. Sie ist leidenschaftliche Vermittlerin für dermatologische Themen und deshalb bei dermanostic für die Patientenkommunikation zuständig.